Dienstag, 14. Dezember 2010

Der Klang des Herzens ist einzigartig...

Es wäre schön, wenn man den Klang aller Herzen immer hören könnte - so wie man die Stimme eines Menschen hören kann. Kleine Lautsprecher könnten den Klang übertragen, nach außen, für alle hörbar.

Es wäre wunderschön. Ein Herzkonzert. Auf dem Timesquare wäre es ein Trommelwirbel oder ein Gewitter, bei einem Date ein verräterischer Wunschlaut, in Menschenmassen ein vibrierender Sog. Vielleicht würde es uns weicher machen, wenn wir hören, dass jeder Mensch seinen eigenen Herzklang besitzt. Das jeder lebt.

Jeder fühlt.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Aus Gründen.

Ich könnte überall sein, wenn ich nur wollte. Nur nicht bei Dir.

Ich denke ans Meer. Es umspült meine Füße in einem warmen Blau. Einige Muscheln liegen im Sand.
Hinter mir rascheln einige Blätter im Wind und ohne mich umzudrehen, weiß ich nicht ob es Palmen sind oder doch nur die Platanen an der Ostseepromenade. Es macht keinen Unterschied. Mit einem Gedanken könnte ich sie ändern. Könnte sie in schräge Kokosnusspalmen verwandeln, deren schwere Früchte über dem Wasser hängen. Könnte Schilfrohrhütten bauen, Menschen im Sonnenuntergang tanzen lassen, an einem Feuer, über welchem frischer Fisch gart.
Oder wo ganz anders sein. In den Bergen, dick eingehüllt im Wald, in welchem sich die dicken Tannenzweige durch die Schneelast neigen.
Könnte in der Wüste sein und mit Beduinen schwarzen Tee mit Kamelmilch trinken. Den Sand zwischen meinen Händen hindurchrinnen lassen, meinen Körper in bunte Tücher gehüllt.

So ist das in meinem Kopf. Ich könnte überall sein, wenn ich nur wollte. Nur nicht bei Dir.

Samstag, 11. Dezember 2010

Kitsch. Traum. Letzte Nacht.

Dieses blau-weiße Haus in Skandinavien. Mitten in der Pampa, Kilometer bis zum nächsten Nachbarn. Ruhe, der See vor der Tür. Dein Hemd riecht nach Holz und dem Waldboden, der hier immer leicht feucht ist. Deine Unterarme sind leicht gebräunt, die Haare schimmern golden. Deine sehnigen Unterarme, die ich damals schon mochte.

Das alte große Holzbett im Schlafzimmer, alles ein wenig IKEA-Stil, doch alles selbst gebaut von Dir, robust. Das Holz selbst geschlagen. Die Fensterläden in den rostigen Angeln müssen jedes Frühjahr neu gestrichen werden. Wir haben Zeit. Viel Zeit. Wenn Du morgens mit dem Hund zur Arbeit in den Wald gehst oder zum Angeln an den See, sitze ich auf der Veranda. Schließe meine Hände um die Tasse heißen Kaffee, ziehe die Füße dicht an meinen Körper, schaue auf meine Zehen, die auf der Bank trommeln. Abends sitze ich hier mit Dir und einem Glas Rotwein, wir erzählen uns unsere Jugendsünden und lachen. Küssen uns. Lieben uns.
Wenn ich den Kopf hebe, kann ich den See sehen, ruhig und klar. Ein wenig Nebel. Idylle.

Meine Schritte knarren auf den Dielen, als ich zurück ins Haus gehe. Der Teppichboden vor dem Kamin ist durchgelaufen, eines Morgens haben wir hier zur Radiomusik getanzt. Wir dachten, wir könnten nie glücklicher sein. Haben gezweifelt, ob wir das alles verdienen. Das Glück. Uns.

Ich setze mich an den Schreibtisch und schreibe. Briefe, lange Briefe, an alle Menschen, die ich liebe, neben Dir. Eine Träne tropft auf die frische Tinte.

Ich wache auf.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Eine Frage ist ein Satz, der gestellt wird, um eine Leere zu füllen.

Nur eine Antwort. Eine Antwort. Ja oder nein. Etwas, was die Zukunft entscheidet, wie sonst nur die Zukunft entscheidet.

Kann ich bitte, bitte, bitte einmal im Leben bekommen, was ich wirklich, wirklich, wirklich will?

Drückt mir die Daumen. Morgen um 10:15.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Was ist, wenn nichts mehr ist...

Oder auch: Das Ende ist mein Anfang.

Du stirbst aus Mangel an Freiheit wie eine Kerze unter dem Glas. Kaltes Wachs ist alles was bleibt, keine Spur einer Flamme. Es geschieht lautlos. Das letzte Aufflackern der Flamme, durch das Glas sieht jeder den Todeskampf.
Damals im Physikunterricht lief es mir kalt den Rücken runter als der Lehrer so demonstrierte, dass Feuer ohne Sauerstoff nicht brennen kann. Das es erlischt. Vergeht. Stirbt.

Viel zu oft sehe ich in den Gesichtern meines Umfelds diesen Kampf. Sie scheinen es selbst nicht zu bemerken. Scheinen nicht zu spüren, dass sich das Glas aus Stress des Alltags über sie stülpt. Die Lebensfreunde mit sich nimmt und all die Zeit. Das langsam das Feuer der Leidenschaft für das eigene Leben erlischt und Dunkelheit sich über alles legt.

Diese Dunkelheit - das bin nicht ich. Ich wollte schon immer große Lieben, bin jedes große Risiko eingegangen und ich kenne das Leid, das untrennbar damit verbunden ist. Dennoch - ich würde immer lieber auf dem Schlachtfeld des Lebens verbluten als in meiner Rüstung 100 Jahre alt zu werden, ohne die Möglichkeit zu haben, dass mich jemand wirklich berühren kann.

Dieses Leben ist alles was ich habe. Es ist nicht das Ziel unversehrt nach dem Tod ins nächste Level zu starten. Viel mehr ist das Ziel, Fehler zu machen, zu lernen, verletzt zu werden und zu heilen, zu wachsen und nicht aufzugeben. Zu erkennen. Zu lieben. Geliebt zu werden. Leidenschaft zu empfinden, für alles, was man tut. Zeit zu haben, für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Niemand erinnert sich nach meinem Tod, dass meine Wohnung stets aufgeräumt war, aber sie erinnern sich vielleicht an das Mädchen, welches stets glaubte, dass Langeweile in einer Welt voller Wunder unmöglich ist und das jeder einzelne Tag sich lohnt.