Donnerstag, 18. November 2010

Zimtblut.

Manche Menschen scheinen geboren zu werden und vom ersten Augenblick an zu leuchten. Es scheint so, als hätten sie eine weitere Zutat in ihrem Blut, so dass nicht nur diese rote Flüssigkeit durch sie hindurchrauscht, sondern mehr. Etwas, was sie unterscheidet von der grauen Masse, aber nicht durch ihren aufgesetzten Individualismus, sondern von jeher und so selbstverständlich, dass es auf den ersten Blick kaum auffällt.

Bei meinem ersten, morgendlichen Kaffee gebe ich zu dem Pulver vor dem Kochen immer ein wenig Zimt dazu. Nur ein Hauch, nur bei der ersten Tasse und dennoch schmeckt der Kaffee anders. Weicher. Sinnlicher. Obwohl es also nur eine Prise ist, ist das Ergebnis völlig anders. Man sieht es dem Kaffee nicht an, erst wenn man nah genug mit dem Mund an die Tasse kommt, bemerkt man den Unterschied. Aber dann mit voller Wucht und mit allen Sinnen.

Ich glaube, bei deinem Blut ist das genauso. Du bist ebenfall sinnlicher und weicher. Kreativer. Tiefgründiger. Du schmeckst nach Freiheit und deine Haut trägt den schweren, würzigen Geruch von vergangenen Spätsommern. Dein Herz hat einen eigenen Takt, genau wie dein Leben und manchmal kommt es vor, dass dieser Takt ein wenig zittert, stolpert, hängt. Deine Welt gerät scheinbar ohne Grund kurz aus den Fugen, das Universum in deinem Kopf kippt auf die schwarze Seite, dein Herz schaut ratlos zu. Du fragst Dich lange schon, warum das so ist - auch als ich noch deine Rockgöre, deine beste Freundin, dein Halt, dein Seelentröster war.

Heute morgen bin ich aufgewacht und wusste den Grund.
Du hast weder Zimt im Blut, noch Vanille, noch Pfeffer. Kein Gewürz. Auch keinen Sternenstaub oder ähnlichen Kitsch.
Es sind all deine vergangenen Leben, die Du immernoch in Dir trägst. Nicht als Vergangenheit im Kopf, nicht als Bilder auf der Seele. In kleinen Stücken fließen sie noch in Dir, geben Dir deine Tiefgründigkeit, deinen wissenden Blick, deine wahre Lebenskunst, dein warmes Herz.
In den Momenten, in denen deine Seele sich schüttelt, dein Universum kippt, deine Welt bebt, in solchen Momenten, treffen zwei dieser Stücke in deinen Blutbahnen aufeinander. Saugen sich kurz an, passen perfekt ineinander, erzeugen ein kurzes Aufleuchten des Bildes in deinem Blut und schon zieht der Strom sie wieder auseinander. Sie treiben weiter und vielleicht finden sie sich nie wieder, aber der Eindruck des Bildes hallt in Dir nach.

Zurück bleibt Verwirrung und der bittere Geschmack der Vergangenheit in deinem Mund. Das diffuse Gefühl, dass etwas passiert ist. Sich etwas geändert hat. Du in der falschen Zeit am falschen Ort die falsche Person bist.

Dabei bist Du so richtig, wie man nur sein kann.

Donnerstag, 11. November 2010

How are you? As usual: I am absolutely fucking fine.

Ich habe wieder Internet. Unglaublich wie süchtig man ist, wenn man in einer Stadt wohnt, in der man nicht wohnen möchte. Mit einem Loch im Herzen, das man nicht haben möchte. Mit Freunden, die man hier haben möchte und die überall sind, nur selten hier.

Sucht oder Liebe?
Also sitze ich hier und denke über Liebe nach und Sucht und weiß, dass beide nicht weit entfernt sind, irgendwo hier, in der Nähe. Um mich herumwabbernd wie schwerer Nebel und ich fürchte, je nachdem in welche Richtung ich meinen Kopf drehe und je nachdem welche Luft ich dann einatme, atme ich entweder Liebe oder Sucht.Welche Auswirkungen das hat? Keine Ahnung. Doch mich beschleicht die Angst, kribbelt in meinem Nacken : ich werde es erleben. Müssen.

Und währendessen ich darauf warte, weiß ich  nicht ob meine Liebe eine Sucht ist und ob ich dann süchtig nach Dir oder süchtig nach Liebe wäre und wie das wohl wäre, wenn ich süchtig nach Liebe wäre, welchen Schuss ich mir dann setzen könnte um kurzzeitig Linderung zu spüren und und und...

So oft "und" und soviel Liebe und soviel Sucht, ich gehe mich ausruhen. Von der Liebe. Von der Sucht. Und vom Leben.