Donnerstag, 23. Mai 2013

Wie renoviert man Gefühle?

Zwischen ausgefüllt und ausgefühlt liegt manchmal nicht viel. Manchmal ein Tippfehler. Und manchmal sehr viel Arbeit.

Es ist nicht so, dass ich Dich vermisse. Also schon, aber nicht jeden Tag und sicher nicht immer und auch nicht immer in der Art wie es nicht mehr sein sollte. Aber manchmal schon noch.... und dann frage ich mich, warum zum Teufel noch eins, dieses Gefühl nicht dahin gehen kannst wo Du bist - nämlich weg. So weit und unsichtbar fort, weg, also richtig weg, und nicht nur immer hinter der nächsten Ecke verschwindend wartend, bis der richtige Moment ist mich wieder anzuspringen und mein Herz zu erschrecken. Was muss ich tun, damit dieses Gefühl für Dich wieder ein gutes wird, also anders als vorher aber eben auch gut? Wie renoviert man Gefühle?

Manchmal denk ich gern an Dich, an all die kleinen Gesten und deine Mimik und diese Wärme und an dieses Zuhause bei Dir. Dann wird alles in mir weit und ruhig und für einen Moment könnte ich, ja was eigentlich? Bis zum Ende des Gedankens komm ich nie, denn dann marschieren deine Taten in hässlichen Anzügen ein und stellen mit ernster Miene Absperrungen auf. Kein weiter Raum mehr, Enge und dann nichts. Kein Weg zurück, nur vor, mit Stille an der Hand.

Montag, 17. Oktober 2011

Komm, wir tanzen nach Hause. Du und ich.

Meine Worte kriechen vernunftsmäßig aus meinem Mund, tropfen langsam von meiner Zunge, schmecken so bitter, dass sie meine Sinne lähmen. Meine Worte gehören eigentlich nicht mir, sind eine einzige Lüge, dennoch höre ich mich flüstern, dass ich keine Zeit habe mit Dir rumzualbern, den Tag mit Dir zu verschwenden. Dass ich nun erwachsen sein muss, an meinen Job denken muss, dort in meinem Büro die acht Arbeitsstunden pro Tag ausharren muss - ohne Regenpfützen oder Sonnenstrahlen, ohne raschelndes Laub oder den Wald, ohne Dich, weil ich nun ein großes Mädchen bin. Sein muss.

Du lässt meine Hand los, sichtlich enttäuscht. Springst kurz auf den Tisch und ziehst die Mütze tiefer ins Gesicht, deine Zöpfe wippen auf und ab. Dann verschwindest Du, ziehst weiter zur nächsten heißen Schokolade oder Wolkentier, wer weiß schon, was hinter der nächsten Ecke auf Dich wartet


Ich schaue Dir nach und mein Herz sinkt. 
Das ist also der Moment, dieses Erwachsenwerden von dem alle sprechen. So fühlt sich das also an, wenn man das erste Mal seinem inneren Kind den Wunsch nach Lebensfreude versagen muss, weil die Vernunft die kalten Eisenfesseln klirren lässt. 


Ich rechne kurz im Kopf die Tage bis zur Deadline aus, lenke meinen Verstand gekonnt ab, während ich mich langsam zu dem Haken an der Wand schleiche. Noch bevor irgendwelche Eisenfesseln zuschnappen können, reiße ich meine Regenjacke vom Haken und laufe auf die Straße. Meinem Leben hinterher.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Hier - in diesem Herz.

Während mein Alltag schwer wie Blei an meinen Füßen zerrt, schweben meine Gedanken zwischen den Wolken. Die kalte Erde unter meinen nackten Füßen macht sie real, diese Welt unter ihnen und greifbar, schmerzend, wie kleine Nadeln sticht die Realität. Meinen Kopf interessiert das nicht. Der dichte Nebel der Wolken hängt an meinen Wimpern und tropft auf meine Wangen. Wie Tränen, denke ich kurz, doch Tränen sind salzig und diese sind es nicht. Die Ruhe ist unerschütterlich.

Die ganze Kindlichkeit durch all die Schwere gerettet, die Klugheit stets in einen Mantel aus Spiel gehüllt und eines Tages, ganz plötzlich, festgestellt, dass es ohne Dich kein Spiel gibt. Geben kann. Nicht geben darf.

Du fehlst hier. Mehr als Du ahnst und mehr als Du wusstest - wissen konntest. All meine Liebe in die Stille geschrien, all meine Wurzeln ausgegraben. Fehlte uns am Ende der Mut oder war es die Verzweiflung, die letztendlich siegte, obwohl sie das doch nie durfte? Wir haben uns verschworen, nicht zur Einheit, sondern stumm geirrt, einen Fehlschwur geleistet - verschworen. Haben an das Gute geglaubt, bis kein Tag danach mehr kam. Haben gekämpft, noch immer, auch als wir schon längst allein auf dem Schlachtfeld standen. Nicht mehr nebeneinander, dafür gegenüber. Es war nur ein kurzer Augenblick, mit vor Erschöpfung geschlossenen Augen, eine Unachtsamkeit später, ein vor überquellendem Frust unbedachter Satz danach und nun bist Du fort. Seither vergeht kein Moment ohne Dich. Hier - in diesem Herz.

Samstag, 30. Juli 2011

Neues Leben.

Da bin ich nun - am anderen Ende (und zwar ganz am Ende) von Deutschland in einer meiner neuen Wohnung, in welcher das Chaos regiert. Die Kartons werden zwar immer weniger und die Gemütlichkeit nimmt zu, aber es wird wohl noch ein wenig dauern, bis es mein Zuhause wird.

Meine Freunde fehlen mir sehr. Die Möglichkeit einfach jemanden anzurufen und einen Kaffee zu trinken oder auf meinem neuen Balkon gemeinsam das schöne Wetter zu genießen. Aber es ist auch aufregend. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Am Dienstag beginnt mein Job in der Schweiz. Und ja, verdammt, ich bin unglaublich nervös.

Es tut mir leid, dass hier in letzter Zeit nicht so viel gelaufen ist - aber der Umzug war aufwendiger als gedacht.

Seid gedrückt!

Mittwoch, 18. Mai 2011

Manchmal ist das letzte Foto schon geschossen, obwohl man dachte, man hätte noch viel Platz auf dem Film.

Dort liegt es also. Mein bisherges Leben. Bilder von Menschen, die ich einst liebte, Menschen, die ich noch immer liebe, Menschen, die ich immer lieben werde. Manche Bilder sind so alt, dass die Farben verblassen und mit ihnen die Erinnerungen. Namen, Orte, Begegnungen verschwimmen, zerlaufen, verlaufen ineinander. Verheddern sich in Aufnahmen, die mehrfach belichtet wurden, weil der Film nicht weitergedreht wurde. Deswegen sind wir auf manchen doppelt glücklich und auf anderen dreifach traurig. Bilder, die ich mit meiner alten Spiegelreflex gemacht habe, mischen sich mit Polaroids - ich sammelte jeden Augenblick meines Lebens. Saugte es auf, bannte es zur Erinnerung.

Immer wieder sind Fotos von Dir dabei. Dein Lächeln im Frühling '89. Du, schlafend auf unserer alten Couch. Mit Zahnweh und einem übergroßen rot-karierten Halstuch um die Wange. Wir, zusammen, meine Hände in deinen. Dein Gesicht '92, deine grün-braunen Augen schauen in die Ferne. Eins der letzten Fotos, ein Urlaubsfoto: Du am Strand, deine Zehenspitzen im Meer, aufgenommen im Sommer 2004.

Du fehlst mir. Jeden Tag.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Wie ein Tropfen Tinte.


Und wenn Du mit mir über das was zwischen uns ist sprichst, dann ist es als ob du versuchst mit Tinte auf meinen nassen Körper zu schreiben. Und die Tinte verläuft, immer wieder, sie mischt sich mit den Wassertropfen und alles wird unkenntlich. Wie ein Meer in Strichen zieht sie Wellen über meinen Körper. Sie findet einfach keinen Halt, genauso wie ich keinen in deinen Augen finden kann.

Ich bin, was ich nie sein wollte. Untätig. Wartend. Sehnsüchtig. Ich habe soviel getan um mein Herz zu verbarrikadieren, habe einen Kasten aus Brettern gezimmert, habe mein Herz hineingelegt und verschlossen. Geschützt - vor der Liebe, die in meinem unvollkommenen Leben keinen Platz mehr haben soll. Vor den Dämonen, die es krallen wollten. Doch nun, nun kriecht sie durch alle Spalten, alle Ritzen, wie die Sonne durch billige Rollos. Nichts kann sie aufhalten. Dringt auch noch in die letzten Hohlräume meiner Seele.
Sie klebt an mir wie billiges Parfüm. Ich habe versucht es abzuwaschen, Stunden habe ich im Bad gesessen, geschrubbt bis mein Herz wund war. Doch ich rieche sie immernoch. Nachts kann ich nicht schlafen, weil ihr Geruch mich benebelt, mir Kopfschmerzen bereitet. Ich arbeite an mir, arbeite an meinem System, versuche Sicherheitslücken zu schließen. Du bist wie ein Virus, Du findest sie alle. Du überflutest mich, bis ich glaube an Dir zu ertrinken, in meiner Panik dreht sich jedes Wort fünfmal, jede Bedeutung ist anprobiert worden, wie Schuhe im Schlussverkauf. Keine passt. Die schönsten Paare sind zu klein.

Irgendwann kommt die Nacht, sie steht nicht mehr auf meiner Seite, sie deckt nicht mehr einfach alles zu. Sie ist deine Geliebte. Und am Morgen, im Grau des Tages, wenn wieder ein Tag kommt an dem ich nicht weiß wohin, nicht weiß wo ich mich verstecken kann, an dem Morgen werde ich wieder schwarzen Kaffee trinken und versuchen Dich aus meinen Adern zu spülen. Du hast mich Mal gefragt, warum ich soviel Kaffee trinke.
Das ist deine Antwort.

Es ist der schwache Versuch loszulassen, bevor ich auf die Bühne des Lebens trete und ein Leben simuliere.