Zu oft lag ich morgens in meinem Bett und wusste nicht, wie ich mich an dem neuen Tag dazu bewegen sollte aufzustehen. Zu oft sah ich Bilder aus meiner Vergangenheit, schleifte die Schatten wie schwere nasse Säcke hinter mir her. Fühlte mich schwer, so schwer. Fühlte mich einsam, sinnlos, verirrt. Wie oft habe ich an solchen Tagen gedacht, dass es nicht mehr weiter geht, keinen Sinn macht, das Leben ein Theater ist, in der meine Rolle mir nicht schmeckt...Und doch stehe ich auf, heute wie damals, lächle, gehe ins Bad und sehe einen Menschen, der aussieht wie jeder andere Mensch auch. Heile, irgendwie. Unter all den Narben seltsamerweise okay.
Vielleicht liegt es daran, dass jeder Mensch diese Phasen hat. Phasen, in denen Erlebnisse und Ereignisse ihn erschüttern, an allem rütteln, seine Seele schütteln. Augenblicke, die wir niemals vergessen, die niemals ganz aus unseren Erinnerungen verblassen. Mit Filzstift auf unsere Seelen geschrieben, eingebrannt in die zarte Haut der Unschuld.
Heute schaue ich zurück und stelle fest, dass ich lebe. Schaue wieder in Spiegel und sehe in ihnen andere Spiegel, meine Augen. Die widerspiegeln, was ich erlebt habe, was mich zu dem macht, was ich heute bin. Ich habe nie diese Doppelrolle gespielt, das warst Du. Ich habe es nie durchschaut, dazu war ich zu jung. Du konntest nie dazu stehen, dafür kann ich es heute. Du hast mich gebrochen, ein anderer mich zusammengefügt: ich.
Deswegen kann ich heute aufstehen, mich umsehen und sehen was ich erreicht habe. Was ich gewonnen habe, wen ich gewonnen habe. Sehe nicht nur was ich auf dem Weg dahin verloren habe. Ich sehe was ich überlebt habe, was ich erreichen kann, was ich schaffen kann. Sehe, dass ich es allein kann, dass ich allein sein kann. Ohne Dich. Ich kann ohne Dich durchhalten, kann mich in die Mitte meiner Seele stellen, den Sturm meiner Gedanken um mich wüten lassen, ohne zwingend Hilfe zu benötigen. Das zu wissen, tut mir gut. Es macht mich sicher, es schenkt mir einen Freund, der niemals geht: mich.
Ich werde jeden Tag meines Lebens aufstehen und an Dich denken. So wie ich an sie denke. Jeden Tag. Ich werde Euch beide jeden Tag lieben. Aber Liebe bedeutet nicht, dass ich mich fügen muss um bei Euch zu sein. Liebe bedeutet nicht, sich selbst zu verraten, egal für welches hohe Ziel. Liebe ist manchmal einfach loslassen.
Und deswegen ziehe ich deine kalte Hand weg von meinem Arm.
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