Samstag, 11. Dezember 2010

Kitsch. Traum. Letzte Nacht.

Dieses blau-weiße Haus in Skandinavien. Mitten in der Pampa, Kilometer bis zum nächsten Nachbarn. Ruhe, der See vor der Tür. Dein Hemd riecht nach Holz und dem Waldboden, der hier immer leicht feucht ist. Deine Unterarme sind leicht gebräunt, die Haare schimmern golden. Deine sehnigen Unterarme, die ich damals schon mochte.

Das alte große Holzbett im Schlafzimmer, alles ein wenig IKEA-Stil, doch alles selbst gebaut von Dir, robust. Das Holz selbst geschlagen. Die Fensterläden in den rostigen Angeln müssen jedes Frühjahr neu gestrichen werden. Wir haben Zeit. Viel Zeit. Wenn Du morgens mit dem Hund zur Arbeit in den Wald gehst oder zum Angeln an den See, sitze ich auf der Veranda. Schließe meine Hände um die Tasse heißen Kaffee, ziehe die Füße dicht an meinen Körper, schaue auf meine Zehen, die auf der Bank trommeln. Abends sitze ich hier mit Dir und einem Glas Rotwein, wir erzählen uns unsere Jugendsünden und lachen. Küssen uns. Lieben uns.
Wenn ich den Kopf hebe, kann ich den See sehen, ruhig und klar. Ein wenig Nebel. Idylle.

Meine Schritte knarren auf den Dielen, als ich zurück ins Haus gehe. Der Teppichboden vor dem Kamin ist durchgelaufen, eines Morgens haben wir hier zur Radiomusik getanzt. Wir dachten, wir könnten nie glücklicher sein. Haben gezweifelt, ob wir das alles verdienen. Das Glück. Uns.

Ich setze mich an den Schreibtisch und schreibe. Briefe, lange Briefe, an alle Menschen, die ich liebe, neben Dir. Eine Träne tropft auf die frische Tinte.

Ich wache auf.

2 Kommentare:

  1. Kitsch klingt so negativ.
    Und dieser Text ist nicht kitschig, sondern tief.
    Danke dafür, wirklich schön zu lesen.
    Solche Träume kenne ich.

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  2. Sehne mich gerade nach so einer Idylle ! Ein schönes Bild was da im Kopf während des Lesens entsteht ! :*
    (Aber hey, nicht ohne mich an so einen schönen Ort verschwinden, das ist ja wohl klar !) ;)

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